Lasse jetzt mal die letzten Tage Revue passieren, um meine Gedanken etwas zu ordnen und mir die positiven Dinge ins Gedächtnis zu rufen.
An den Pfingsttagen gings mir richtig gut, das Wetter spielt da sicher auch eine Rolle, wenn die Sonne scheint gehts - bestimmt nicht nur mir - viel besser. Die Gelegenheit hab ich genutzt und meine Gartenutensilien wie Blumentöpfe, Erde, ... zusammengesucht und endlich mal die schon länger gekauften Blumen- und Gemüsestöcke eingetopft. Da hab ich mal wieder gemerkt wie gut es tut, mit den Händen etwas zu (er-)schaffen. Das hat mich im wahrsten Sinne des Wortes "geerdet" und mein Kopfkino kam endlich mal zur Ruhe. Und da Erfolgserlebnisse selten geworden sind war es ein schönes Gefühl, ein Ergebnis sehen zu können!
Die restliche Zeit hab ich aufm Balkon relaxt, die Sonne genossen, mir nen leichten Sonnenbrand geholt und versucht, die Heißluftballons am Himmel mit meiner Kamera einzufangen, was nicht einfach war, da die Sonne die Ballons regelrecht "verschluckt" hat und die dann auf dem Foto nicht zu sehen waren. Aber hier sind sie:
Mit meinem Schätzchen hab ich dann aufm Balkon noch gegrillt und lecker geschlemmt und er hat dann später noch ein traumhaftes Foto vom Sonnenuntergang eingefangen.
Am Dienstag hatte ich dann einen Termin bei meiner Psychiaterin, die wirklich ein Goldstück ist, habe lange nach einem Arzt gesucht und wurde nach vielen Enttäuschungen endlich fündig. Ich kenne sie jetzt schon einige Jahre und sie hat viele Facetten meiner Erkrankung miterlebt und mich immer wieder aufgebaut.
Es war und ist an der Zeit, bezüglich meiner beruflichen Zukunft Entscheidungen zu fällen.
Dazu muss ich euch kurz auf den aktuellen Stand bringen:
1. Ich bin gelernte Groß- und Außenhandelskauffrau, beziehe derzeit Hartz, habe sehr viele Lücken im Lebenslauf durch Krankenhausaufenthalte und Krankschreibungen, was in letzter Zeit ein großes Problem war und auch ist, wenn es um Bewerbungen, Vorstellungsgespräche geht. Denn wie diese Lücken erklären, ohne sich vollständig zu offenbaren und dem möglichen zukünftigen Chef geradewegs ins Gesicht zu sagen: "Ich bin psychisch erkrankt!". Da einen Mittelweg zu finden ist schwierig.
2. Ich habe so einige Dinge unternommen, um wieder ins Arbeitsleben einzusteigen: berufliche Reha, diverse andere Wiedereingliederungsversuche, doch bin letztendlich immer gescheitert, da ich nicht mehr so belastbar bin wie vielleicht andere junge Menschen in meinem Alter (Stimmungsschwankungen, Antriebsschwäche, konstante Leistungserbringung). Hinzu kommt, dass ich durch die Medikamente, die aber unerlässlich sind, oft sehr müde bin und mindestens 10-11 Stunden Schlaf brauche, um fit zu sein.
Den letzten Job habe ich 6 Wochen durchgehalten. Dies war zwar nur ein Aushilfsarbeitsverhältnis und nicht mal mit kaufmännischem Hintergrund. Kurz gesagt: Ich habe Ware aus Kundenretouren sortiert und eingelagert. Körperlich anstrengend aber mental war ich auf Dauer unterfordert. Wenn ich etwas tue, habe ich den Anspruch an mich, keine halben Sachen und alles perfekt zu machen. Das geht dann nur eine Zeit lang gut und dann bin ich regelrecht ausgebrannt.
Soviel zum Verständnis. Zurück zu meinem Arztgespräch: Meine Ärztin sagte mir, das habe auf Dauer keinen Sinn, ich müsse meinen Perfektionismus ablegen und lernen, mit meinen Kräften zu haushalten. Sie riet mir von Vollzeitstellen ab, was ich auch so sehe, auch wenns finanziell dann wieder schwierig würde. Außerdem würde sie gerne mit mir einen Schwerbehindertenausweis beantragen (ich bekäme laut ihrer Aussage mit meiner Erkrankung sicherlich 50 %), damit hätte ich auch gute Chancen, an kleine kaufmännische Jobs (Schreibkraft etc.) an der Universität zu kommen, denn diese muss ja einen gewissen Prozentsatz Schwerbehinderte einstellen. Außerdem haben wir über mein Rückzugsverhalten (ziehe mich in letzter Zeit zurück, verbringe meine Zeit fast ausschließlich in der Wohnung) gesprochen, das müsse ich unbedingt ändern, damit es nicht wieder zu Ängsten oder "sozialer Phobie" (Angst unter Menschen) käme. Mit letzterem hatte ich auch zu tun und ich merke, dass es mir wieder schwerfällt, die Wohnung zu verlassen. Fühle mich teilweise unwohl unter Menschen.
Ich muss dazu sagen: Man sieht mir meine Erkrankung keineswegs an, worüber ich auch froh bin, doch diese Tatsache macht es auch schwierig im Alltag und bei Begegnungen. Säße ich im beispielsweise im Rollstuhl oder wäre blind (ich möchte hier keine Erkrankungen vergleichen oder runterspielen!!!), würde die Außenwelt verstehen und wahrscheinlich sagen: Ja klar, dass du nicht in vollem Umfang arbeiten und für deinen Lebensunterhalt sorgen kannst. Dieses "Erkrankung nicht ansehen" ist für mich deshalb gleichzeitig Fluch und Segen. Da lernt jemand eine junge, gesundaussehende Frau kennen und fragt sich: Warum geht die nicht arbeiten, ist sie faul, warum kassiert sie Hartz - und dann wenden sich Menschen ab. Weil es für sie nicht schlüssig wirkt.
Oh, ich schweife ziemlich aus, auf jeden Fall stehe ich da eben gerade vor Entscheidungen, vor "Akzeptieren wollen oder müssen" und vor möglichen neuen Wegen.
Nach meinem Arztbesuch fühlte ich mich sehr bestärkt und gestärkt und bin noch etwas durch die Stadt gebummelt. Ich kaufe mir gern Zitate-Postkarten, die meine jeweilige Situation und Stimmung widerspiegeln. Diese hab ich mir am Dienstag gekauft (ich werde versuchen sie abzufotografieren), hier das Zitat:
Neue Wege
Wohin die Reise auch geht,
hängt nicht davon ab,
woher der Wind weht,
sondern wie man die Segel setzt.
Schöne Momente eingefangen und festgehalten
+ mit den Händen etwas (er-)schaffen
+ Sonne auf der Haut
+ Wind in den Haaren
+ Gespräche
+ kochen
+ schöne Momente mit meinem Liebsten
+ mutmachende Zitate
+ Erlebnisse und Gedanken von der Seele schreiben
+ Fotografieren
So, das war jetzt echt mal genug für heute, die Sonne kommt gerade raus!!!
3 Kommentare:
Hallo Du Süße, also zuerst muß ich sagen: "Hut ab!" vor dieser Ehrlichkeit was Deine Erkrankung angeht. Als Psychisch kranker Mensch wird man leider noch immer stigmatisiert, Du wirst dazu beitragen, daß es sich ändert.
Hast Du mal über eine teilweise Erwerbsunfähigkeitsrente nachgedacht? Also das müßte klappen.
Sei ganz lieb gegrüßt, die Christiane
Hallo liebe Traumfängerin,
ich möchte dich herzlich als neue Leserin bei mir begrüßen und habe heute auch 'mal Zeit, bei dir 'rein zu schauen. Ich komme jetzt bestimmt öfter 'mal vorbei, gefällt mir hier bei dir!
Schönen Sonntag noch und liebe Grüße
Petra ;o)
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