Schon so lange ich denken kann, mache ich mir Gedanken darüber, welchen Sinn mein Leben hat - oder welchen Sinn ich ihm geben kann, will, soll. Im Moment denke ich darüber wieder verstärkt nach. Denn ich habe nun durch meine psychische Erkrankung einen Schwerbehindertenausweis mit einem GdB (Grad der Behinderung) von 70 %, ich bin 29 und mein Antrag auf Erwerbsminderungsrente läuft. Hm, das klingt nach außen nicht gerade toll. Denn ist es doch so, dass bei einem Kennenlernen fast immer die gleichen Fragen abgeklappert werden: Name, Alter, Beruf. Ich möchte keinesfalls jammern oder etwas schlecht reden, aber doch frage ich mich gerade in dieser Lebensphase, diesem Prozess, was ich denn zum Leben, zur Welt beitragen kann. Als ich noch berufstätig war, hatte ich einen gewissen Stolz, eine Aufgabe, einen Sinn. Nun sitze ich zuhause, krieg oft nur mit Ach und Krach den Haushalt hin, teilweise durch meine Antriebslosigkeit. Unternehme selten etwas, teils aus Geldmangel, teils aber auch aus Unlust. Oft bin ich lieber mit mir allein, muss mich so der Welt und den Fragen anderer nicht stellen. Mein Freund hat seinen Job, sein Hobbby, Freunde. Natürlich ist es eine Erleichterung, dem Job-Druck nicht mehr ausgesetzt zu sein, sich seinen Tag frei einteilen zu können - und ich glaube, viele würden mich gerade um dies beneiden. Aber ich hadere mit mir, viele Dinge könnte ich mir vorstellen zu tun, ich hab keine Langeweile, aber ich finde einfach keinen Anfang. Denn ich hab ja eigentlich endlos Zeit. Und so vergehen die Tage und ich werde immer unzufriedener mit mir.
Was macht Euch aus? Worüber definiert ihr euch? Was macht euch Freude? Was gibt euch Kraft, Mut und Selbstvertrauen?
(Ich möchte niemanden mit diesen Fragen überfordern, verschrecken. Wem es zu tiefgründig ist, lässt es bitte einfach sein. Da bin ich niemandem böse.)
Es grüßt euch eure Traumfängerin, die hoffentlich bald wieder Träume einfängt.
Ein angenehmes Wochenende euch allen, genießt die Sonnenstrahlen.
10 Kommentare:
Liebe Traumfängerin, ich war 37 Jahre, als ich der Arbeitswelt den Rücken kehren mußte, wollte oder durfte.
Mir ist also, zumindest teilweise, klar, wo ein Teil Deines Problems liegt.
Ich muß dazu sagen, daß damals bei mir eine Deprsssion festgestellt wurde, die durch eine rheumatische Erkrankung bedingt ist. Ich weiß also, was Antriebslosigkeit bedeutet. Die Depressionen sind behandelbar, erfordern aber lebenslange Einnahme von entsprechenden Medikamenten, da die Ursache eine körperliche ist. Ich fing damals an, mir ganz bewußt eine Tagesstruktur zu schaffen. Das brauche ich auch heute noch, so als Gerüst. Mir ist klar, daß zwischen unseren Erkrankungen Welten liegen, aber vielleicht versuchst Du es mal. Stell Dir ganz kleine Aufgaben, wann Du was erledigen MUSST. Fang mit ganz kleinem Zeitumfang an u d steigere es in kleinsten Schritten. Glaub' mir, so ein Gerüst kann hilfreich sein. Und nimm Dir für jeden Tag etwas Schönes vor, etwas was Dir guttut. Mir ist bewußt, daß sich das einfacher anhört, als es ist. Ich hoffe, daß ich Dir eine ganz winzige Hilfestellung geben konnte. Was die Bedeutung eines Erwerbstätigenlebens angeht, weiß ich auch, wie das ist, wenn man sich plötzlich anders definieren muß. Während ich um meine Rente kämpfen mußte, mußte ich abwechselnd von Arbeitslosengeld und Sozialhilfe leben. Ich empfand das anfangs als sehr erniedrigend und rechtfertigte mich auch immer, daß es nur durch den Kampf um die Rente bedingt ist. Es ist leider so, daß unsere Gesellschaft uns über unserem Beitrag zum Bruttosozialprodukt bewertet. Mir ist es heute egal, damals trug es nicht wirklich zu meinem Wohlbefinden bei. Was noch eine Möglichkeit für Dich wäre, ist der Kontakt zu einer Selbsthilfegruppe. So, ich hoffe, Dir damit geholfen zu haben, ganz liebe Grüße, die Christiane
Liebe Traumfängerin,
ich habe öfters ähnliche Gedanken wie Du, kann Dich verstehen, möchte mich jetzt hier aber nicht weiter darüber auslassen, so öffentlich.
Den Vorschlag von Christiane finde ich recht gut, so oder so ähnlich habe ich es auch schon probiert, aber ich habe mir wohl zuviel vorgenommen. Vielleicht klappts ja bei Dir.
Alles Liebe und Gute
Claudia
Ich danke euch für eure lieben Kommentare, das mit der Struktur scheint wirklich etwas wesentliches zu sein.
Christiane, das mit den Depressionen bei dir wusste ich gar nicht! Ob zwischen unseren Erkrankungen/Situationen wirklich Welten liegen? Für jeden ist es anders schwierig mit seinem Schicksal umzugehen, du musst dich da nicht zurücknehmen/entschuldigen. Natürlich klingt es einfacher als es ist... Vielleicht sollte man es einfach jeden Tag neu versuchen... Was sind die schönen Dinge, die du dir jeden Tag vornimmst und dir guttun? Ich denke nämlich, dass ich das noch garnicht richtig weiß bei mir...
Claudia, ja, oft nimmt man sich zuviel vor. Bei mir ist das so wenn ich Tage oder Momente hab, an denen ich Kraft verspüre, dann powere ich mich aus und am nächsten Tag geht garnichts mehr. Diese Mitte zu finden ist sicher nicht einfach, was ich auch aus deinem Kommentar raushören kann.
Falls du mir lieber persönlich etwas schreiben möchtest und nicht öffentlich: escapefromreality@web.de
Ich wünsche uns allen ganz viel Kraft und Mut, es jeden Tag aufs neue zu versuchen und nicht aufzugeben.
Es drückt euch
die Traumfängerin
Liebe Traumfängerin
Ich habe einen Vormittag mit meinem Großen hinter mir. Das ist nicht böse gemeint, aber sooo anstrengend. Und auch er findet grad zur Zeit "seine Mitte" gar nicht. Chrisiane hat eigentlich ganz richtig dazu geschrieben. Doch ich tu mich leicht das umzusetzten, aber D. würde es zur Zeit nicht schaffen. Er macht entweder viel zu viel, oder es geht gar nichts. Es sind auch bei ihm die fehlenden Strukturen. Entweder nur im Bett, oder um sechs Uhr morgens schon Putzen....
Aber Du hast einen grossen, richtigen Schritt getan und Dir den Ausweis machen lassen. Das fehlt ihm total. Immerwieder fängt er eine Arbeit an, verärgert Kollegen und Chefs, schafft es nícht, fällt in ein Loch.....und dann geht es so bergab, dass mir Angst um ihn wird.
Glaub mir, es ist so schwer da zuzuschauen. Ich find es gut, dass Du im Blog schreibst. Denn das ist auch für so manch anderen gut, zu lesen, nicht vorverurteilen, hinhören...
Ich hoffe, Du findest Deinen Weg. Ja, vielleicht muss man sich echt erst zwingen, etwas regelmäßig zu tun...Ilana macht das ja ein bißchen so...
Doch, ich sag Dir was. Ich müßte nun auch Wäsche machen, und zwar ganz schön viel...aber ich find den Anfang schon tagelang auch nicht...hab immer gesagt, wenn Robert nicht da ist.....
Ich glaub, es ist auch Alles ein Stück normal!
Besimmt findest Du das, was Du suchst. Plötzlich ist es da....vielleicht kommt die Anregung ja aus einem Blog.
Ich wünsch dir eine schöne Zeit. Und denk nicht negativ von Dir. Lass Dir da auch von niemanden was einreden.
Ich wünsche Dir noch eine schönes Wochenende
Ganz viele Grüße von
Elisabeth
Liebe Traumfängerin, Du bist noch in einer sehr instabilen Krankheitsphase. Antriebslosigkeit läßt sich medikamentös verbessern. Natürlich gibt es schlechtere und bessere Tage.
Ich bin froh, mein Leben wieder leben und geniesen zu dürfen. Viel Kraft geben mir meine Tiere, die Natur, Yoga und auch das Internet.
Um die Seele zu entrümpeln, sollte man die Wohnung entrümpeln. Dazu gibt es ein schlaues Buch. Vielleicht fängst Du in dieser Ecke an?
Ausprobieren.
Manche brauchen Struktur - das kann auch damit anfangen dass du dir nur vornimmst um 12 Uhr Mittag zu essen - und dann eben steigerst und da möglichst einen Plan machst.
Andere (wie ich) können grade damit gar nicht umgehen, es macht zu viel Druck und wenn es dann nicht klappt klappt gar nichts mehr.
Ich war Anfang Zwanzig, eigentlich ein Workoholiker, und musste mich damit abfinden nicht mehr arbeiten zu können. Nicht mehr so zu funktionieren - war doch das funktionieren der "Lebenszweck".
Du hast es im ersten Satz eigentlich schon geschrieben: Welchen Sinn möchtest du deinem Leben geben? Was ist dir wichtig? Was tut dir gut?
Es muss nicht mit Aufräumen anfangen - vielleicht mit einem richtig schönen Frühstück oder einem Spaziergang jeden Tag - und sei es nur für 5 Minuten.
Kennst du dich? Weisst du was dir gut tut? kannst du das umsetzen? Dir gutes tun?
Statt für eine Firma zu arbeiten, müssen wir für uns arbeiten - für unser Wohlbefinden, unsere Gesundheit - an uns arbeiten.
Das beste aus der Situation zu machen.
Kleine Ziele setzen - erreichbare Ziele - und sei es nur - sich eine Tasse Tee zu machen oder ein Nusshörnchen zu gönnen.
Oder wenn du die Antriebslosigkeit angehen willst - wenigstens vor die Tür gehen - vielleicht Spazieren - wenn es dann gut geht - aber erstmal anziehen und raus vor die Tür - und wenn du nur 10 Schritte läufst.
Ausprobieren ob du mehr Struktur brauchst (die auch mit Arzt/Therapeut/Betreuer absprechen - also jemand einbauen der da auch nachfragt, weil sonst der Schlendrian einfaches Spiel hat) - ob dir ein Plan hilft - oder lieber kleine Vorhaben (die dann aber auch konsequent).
Mir half damals: dieser eine Schritt, das kurz vor die Tür gehen z.Bsp. - ist zur Zeit mein Job, meine Arbeit - auf die hat man nicht immer Lust, ist aber halt so.
Ist jetzt arg lang geworden ;)
Hallo, ich schick Dir einfach mal nen Gruß, nur so, zur Freude... u
und freue mich, dass Du bei mir liest.
Liebe Grüße
NETTE
Doch ich will Deine Frage noch beantworten...
Einkleines kreatives Werk, von meinen Händen geschaffen, dass gibt mir (fast) täglich Zufriedenheit...
Deshalb nähe ich auch so gerne... und die bunten Stoffe erhellen die SEELE....
"Jeder tag glücklich zu sein, ist ein hartes Stück ARBEIT"
hab ich mal wo gelesen, hängt bei mir an der Pinnwand....
NETTE
hey :)
Ehm, das ist ganz unterschiedlich wo ich meine Materialien herbekomme. Meinst du was bestimmtes? die Metallanhänger und -Verschlüsse habe ich alle von Dawanda, wenn du möchtest, such ich die Shops nochmal raus! Alles andere kaufe ich querbeet. Wenn ich schöne Läden finde wird da eingekauft, ansonsten fahre ich manchmal zum Stoffmarkt und bestelle auch gerne im Internet :)
Liebe Grüße, Tabea
Hallo,
ersteinmal freu ich mich das du dich entschieden hast meinen Blog regelmaessig zu verfolgen.
Und ich kann dich gut vertstehen.Meine Freundin ist auch daran erkrankt.Allerldings wird hier bei uns keiner Arbeitsunfaehig geschrieben.Sie hat medikalmende und das klappt prima.Vieleicht waere das je eine super alternatieve fuer deine Lustlosigkeit.Die Medikamende dienen dafuer mehr Balance in dein Leben zu bringen.Du wirst ausgeglichener.Sie hat seit 2 wochen selbst ein Kind.Ist also ganz frisch Mama geworden.
Wenn ich dur waere wuerder ich beginnen von einen Tag auf den anderen plannen und nciht schon wopchen oder monate voraus.Das kostet unnoetige Energie die du lieber fuer schoen Dinger verwenden solltest.Bald geht wieder die Weinachtsmarktzeit los.Gehe lieber dann daruebr schlendern und goenne dir ein paar lecker Happen...schmunzel
sei herzlich gegruesst von jemanden der auch geug ueber Psychische dinge weis
tip www.despression-diskusion.de
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