bei Gabriela von "aufeinander zu" habe ich gerade ein wundervolles Gedicht von Rainer Maria Rilke gelesen.
Ich möchte es euch nicht vorenthalten, es birgt soviel Wahrheit in sich. Liebe Gabriela, ich hoffe, du hast nichts dagegen und ich danke dir, dass ich durch dich wieder erinnert wurde...
Was mich bewegt (R. M. Rilke)
Man muss den Dingen
Die eigene, stille,
ungestörte Entwicklung lassen,
die tief von innen kommt,
und durch nichts gedrängt
oder beschleunigt werden kann;
alles ist austragen -
und dann
Gebären...
Reifen wie der Baum, der seine Säfte nicht drängt
und getrost in den Stürmen
des Frühlings steht,
ohne Angst,
dass dahinter kein Sommer
kommen könnte.
Er kommt doch!
Aber er kommt nur zu den Geduldigen,
die da sind,
als ob die Ewigkeit vor ihnen läge,
so sorglos still und weit ...
Man muss Geduld haben,
gegen das Ungelöste im Herzen,
und versuchen, die Fragen selber lieb zu haben,
wie verschlossene Stuben,
und wie Bücher, die in einer sehr fremden Sprache
geschrieben sind.
Es handelt sich darum, alles zu leben.
Wenn man die Fragen lebt,
lebt man vielleicht allmählich,
ohne es zu merken,
eines fremden Tages
in die Antwort hinein.
Ich möchte nichts mehr hinzufügen, es einfach so wie es ist stehen lassen.